Lifta III

Ich war alleine dort, wollte aber eine Shilouette fotografieren. Eine bessere Pose ist mir nicht eingefallen. Hinter dem Türrahmen fällt gleich steil der Hang ab und an dessen Fuss liegt das Wasserbecken. Als ich dort war, schwammen nackte junge religiöse Männer darin herum. Sie hätten sich sicher nicht gefreut, hätten sie mich gesehen. Etwas weiter links am Hang sass zwischen bröckelnden Steinmauern ein Mann und filmte sie. Vielleicht – hoffentlich – fotografierte er auch einfach das Tal.

Ich frage mich, wer hier gewohnt hat und wo die Familie jetzt ist. Vielleicht in Jordanien? Statt Teppichen liegen jetzt Kissen und ranzige Matratzen auf dem Boden. Immerhin beherbergt das Dorf jetzt Leute, die sonst kein Dach über dem Kopf hätten (wobei in diesem spezifischen Dach in der Mitte ein grosses Loch klafft).

 

Lifta II

Und wieder Lifta. Unten im Tal gibt es eine Quelle, bei der man in zwei steinernen Becken schwimmen kann. Ich hätte dieses Dorf gerne gesehen, als es noch lebte.

Ich frage mich, warum die Menschen, die hier wohnten, ihr Dorf verlassen haben. Ob sie gezielt vertrieben worden sind, ob sie vor dem Krieg flohen oder ob sie gingen und dachten, in ein paar Wochen seien sie zurück.

Ir Amim

Freitagmorgens kann man in Jerusalem eine vierstündige Tour durch Ostjerusalem machen, mit einer Organisation namens Ir Amim. Unsere Tourführerin war sehr offen. Sie hat uns ihre Meinung gesagt und dabei durchblicken lassen (und auch klar gesagt), dass sie in sich manchmal widersprüchlich ist. Das ist wichtig, denn die ganze Situation hier ist schrecklich kompliziert, und viele Leute geben sich schnell mit einem schwarzweissen Bild zufrieden. Das ist einfacher und angenehmer.

Auf dem Bild ist ein Teil der Mauer zu sehen. Den Namen der Ortschaft dahinter habe ich vergessen; aber ich glaube, wir waren in Gilo, es könnte Al Walajeh sein.

Lifta I

Verwirrt blühen die Mandelbäume um Lifta. Sie sind ihrer Zeit etwas voraus, aber die Sonne hat sie durcheinander gebracht, und so tüpfeln sie jetzt schon die Hügel in weiss oder blassrosa. Die Mandeln in ihren Schalen, die an den Zweigen hängen, sind auch mit Steinen nicht aufzukriegen. Sowieso würden sie bitter schmecken.

Lifta, das sind die Ruinen, die sich am Eingang zu Jerusalem an den Hang krallen (oder schmiegen? Es ist auf jeden Fall ziemlich steil dort). Bis zum Krieg von 1947-8 waren sie ein palästinensisches Dorf. Es gibt heute wenige solche Ruinendörfer, die nicht im Laufe der Zeit zerstört oder von jüdischen Israeli wiederbevölkert worden sind.