Sorgenkind

Ein vermutlich junger Mensch investierte eine Menge Zeit und Farbe, um seiner Zukunftsangst Raum zu geben. Sehr viel Raum sogar- einen ganzen Bahnwagen. Die Situation scheint darum nicht hoffnungslos. Immerhin hat dieser junge Mensch ein Projekt umgesetzt, welches sich eine Mehrheit wohl gar nicht zugetraut hätte. Hoffentlich gibt es im Umfeld des jungen Künstlers jemanden, der ihm aufzeigen kann, dass er sehr wohl in der Lage ist, seine Zukunft in die Hand zu nehmen.

A presumably young person invested a lot of time and paint to give room to his fear of the future. A lot of space in fact – a whole railcar. The situation therefore does not seem hopeless. After all, this young person has realized a project that a majority would not have dared to embark on. Hopefully there is someone around the young artist who can show him that he or she is very well able to manage the future.

Klassenzimmer

„Beton statt Bildung“ ist eine häufige Kritik, wenn hierzulande ein Schulhaus mal wieder zu einem architektonischen Prunkstück wurde. Unsere Gesellschaft kann sich offenbar den Luxus leisten, sowohl in Beton wie auch gute Bildung genügend zu investieren. Ganz anders in diesem Dorf: Das Schulhaus ist geflochten, Fenster und Türen gibt es keine. Aber engagierte Lehrer und wissbegierige, disziplinierte Schüler. Das nennt man richtige Prioritätensetzung.

„Concrete instead of education“ is a frequent criticism when a school house once again became an architectural showpiece. Our society obviously can afford the luxury of investing enough in both concrete and good education. Quite different in this village: the school house is woven, there are no windows or doors. But committed teachers and eager, disciplined pupils. That’s setting the right priorities!

Markt 4.0

Ein Markt ein einem kleinen Ort am Chindwin Fluss in Myanmar. Es gibt kaum Strom und die Auslage an den Verkaufsständen ist wohl die gleiche wie seit hunderten von Jahren. Bananen die 100% biologisch sind und das Holz, um Tanaka herzustellen. Die Zeit ist stehengeblieben – aber nur auf den ersten Blick: In fast jeder Hand befindet sich ein Smartphone und die Möglichkeit die Märkte in Paris oder London zu sehen. Wir geht man wohl mit solchem Gefälle um?

A market in a small town on the Chindwin River in Myanmar. There is hardly any electricity and the display at the stands is probably the same as it has been for hundreds of years. Bananas that are 100% organic, as is the wood used to make tanaka. Time has stood still – but only at first glance: in almost every hand there is a smartphone and the possibility to see the markets in Paris or London. How do you think they deal with such a disparity?

Rückstellungen

Vom Buddhismus kann man viel lernen. Zum Beispiel was „Rückstellungen“ sind: Bekanntlich hat das letzte Hemd keine Taschen. Das ist im Fall einer Wiedergeburt natürlich äusserst unpraktisch. Glücklicherweise gibt es dafür die Möglichkeit, im aktuellen Leben Gutes zu tun, was einem ein nächsten Leben dann eben zugute kommt. Das schafft zweifellos Gemeinschaftssinn – gelegentlich aber auch Monumente, die etwas gar gross geraten.

You can learn a lot from Buddhism. For example, what „accruals“ are: it is well known that the last shirt has no pockets. This is, of course, extremely impractical in the case of a rebirth. Fortunately, there is the possibility of doing good in the current life, which will benefit a future life. This undoubtedly creates a sense of community – but occasionally it also creates monuments that get a little too big.

Kulturland

Nein, Kulturland wird nicht knapp. Zumindest nicht wo Giovanni Netzer mit seiner Truppe aktiv ist und das „Origen Festival Cultural“ gestaltet. Und es gibt noch mehr Kultur im Bündnerland. Oft auch in einem der gepflegten Hotels in den bekannten Ferienorten. Jederzeit ein Wochenende wert.

No, there’s no shortage of cultivated land. At least not where Giovanni Netzer is active with his team and organizes the „Origen Festival Cultural“. And there is even more culture in Graubünden. Often also in one of the well-kept hotels in the well-known holiday resorts. Worth a weekend at any time.

Stossverkehr

Wir kennen es alle, dieses unsägliche Geplapper einer Verkehrsfee, die morgendliche Standardstaus zu Ereignissen machen muss. Leider gibt es diese Logorrhoe auch in Flugzeugen. Die Menge an Durchsagen, Informationen und Hinweise auf Dutyfree Waren lässt auf Kurzstreckenflügen kaum Zeit durch die Sitzungsnotizen des Tages zu gehen.

We all know it, the terrible chatter of a traffic fairy who has to turn morning traffic jams into events. Unfortunately, logorrhoea is also common in airplanes. The amount of announcements, information and references to duty-free goods on short-haul flights leaves little time to pass through the meeting notes of the day.

Kikar Rabin

Am 4. November vor 22 Jahren wurde mitten in Tel Aviv der Premierminister Israels, Jitzchak Rabin, von einem rechten Studenten (einem jüdischen Israeli) erschossen und jedes Jahr findet am Ort seiner Ermordung eine Gedenkveranstaltung statt. Dieses Jahr sollte sie ‚entpolitisiert und so für alle zugänglich gemacht‘ werden (das heisst, nicht nur für die israelische Linke). Es war interessant, die Veranstaltung zu sehen; fast alle Rednerinnen und Redner haben den Satz „Anachnu am echad – wir sind ein Volk“ gesagt, fast schon verzweifelt (die israelische Gesellschaft ist zutiefst zerrissen) und viele haben sich daran zurückerinnert, wie sie sich an diesem 4. November 1995 gefühlt haben. Auf dem grossen Plakat am rechten Bildrand steht „Shtei medinot leshnei amim; Shalom achshav – zwei Staaten für zwei Völker; Frieden jetzt“. Aber irgendwie kommt dieser ganzen Veranstaltung der Sinn abhanden, wenn (der ‚Entpolitisierung‘ zugunsten) keine unangenehmen Tatsachen ausgesprochen werden dürfen. Hier ein Artikel dazu.

Auf dem Bildschirm auf dem Foto ist übrigens die letzte Rede Rabins zu sehen, die er auf dem Kikar Malchei Israel (jetzt Kikar Rabin) hielt, kurz bevor er erschossen wurde.

Feierabend


Die wetterfeste Sicherheitskleidung lässt vermuten, dass dieser Feierabend verdient wurde. Es gibt viele Berufe, wo man auch bei Regenwetter und Sturm viel im Freien ist – und am Abend wohl wenig Bedürfnis nach frischer Luft hat. Ob der Träger dieser Jacke am Abend dafür ein Verlangen nach Excel hat?

The weatherproof safety clothing suggests that this evening was well deserved. There are many jobs where there is a lot of outdoor activity, even in rainy weather and storms – and probably little need for fresh air in the evening. I wonder if the wearer of this jacket has a desire for Excel in the evening.

Goldrausch

Eigentlich macht es keinen Sinn, dass die Beschränkung von Zweitwohnungsbau in vielen Gemeinden nicht zu einer Verteuerung von Immobilien geführt hat. Vielleicht sind die Zeiten der Goldgräber einfach vorbei. Wer kann für ein mittelgrosses Ferienobjekt denn schon einen siebenstelligen Betrag bezahlen? Was geblieben ist, sind die goldenen Lärchen, die klare Luft und die Vorfreude auf den Winter.

It does not really make sense that the restriction of secondary housing has not led to an increase in the prices of real estate in many municipalities. Maybe the days of gold diggers are just over. Who can pay a seven-figure sum for a medium-sized holiday home? What remains are the golden larches, the clear air and the excitement of coming winter.