Ulrich Plenzdorf: Die Legende vom Glück ohne Ende

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Liebevoll-ironisch und ehrlich erzählt Plenzdorf in schlichter Sprache die Geschichte von Paul und Paula, die sich in den Siebzigern in Ostberlin abspielt. Er durchleuchtet die Protagonisten, die keineswegs makellos sind und Plenzdorf, neben den andern Charakteren, eine Bühne für geschickt getarnte Kritik an der DDR bieten, ohne sie jedoch zu verurteilen.

Paul, ein gelehrter, an seiner Dienststelle erfolgreicher und folglich systemtreuer Mann, der in seiner gesamten bisherigen Karriere keine Entscheidung tatsächlich selbst getroffen hat, der morgens im Dienstwagen synchron mit seinen Kollegen die Zeitung aus dem Koffer mit Schnappverschluss nimmt, um sie sich vors Gesicht zu halten, und der abends zu seiner schönen, adretten, aber dummen Gattin zurückkehrt, die er sich so zurechterzogen hat. Paula, die mit Bildung nie viel am Hut hatte und in einer Kaufhalle, wo die Frischwaren staubig und die Kühltruhen verschlammt sind, in der Flaschenrücknahme arbeitet, um für ihre Kinder – die Tochter von einem Trinker und der Sohn von einem hundeäugigen Achterbahnkassierer – aufzukommen. Diese beiden, die ihre Kindheit zusammen verlebt haben, treffen sich als Erwachsene wieder und werden nach einer durchtanzten Nacht zu Paulundpaula.

Gerüchte, Legenden ranken sich um die beiden. Alle werden sie erläutert und berichtigt von einem anonymen Erzähler, der sich selbst bescheiden als „meine Person“ bezeichnet. Anlass zu solchen Gerüchten bieten Paulundpaula genug und der Erzähler scheint über den Hergang eines jeden dieser Anlässe genauestens Bescheid zu wissen: Paul, der erst zu Paula stehen will, als deren Sohn überfahren wird, damit aber zu spät kommt und der in seiner verzweifelten Hartnäckigkeit daraufhin den ganzen Sommer über vor Paulas Tür schläft, um jederzeit deren werbenden potentiellen künftigen Ehemann vertreiben zu können, der Paulas Grossvater sein könnte, aber finanzielle Sicherheit und ein neues Leben für Paula mit sich brächte. Paulundpaula, die nach jenem Sommer so unzertrennlich werden, dass Paul mit viel Mühe „die Branche wechselt“ und in Paulas Kaufhaus zu arbeiten beginnt, um stets bei ihr sein zu können. Paula, die trotz geringer Überlebenschancen Pauls Kind zur Welt bringen will und dabei stirbt. Paul, der seinen Verstand verliert, was aber die Behörden nicht erfahren dürfen, da ihm sonst die Kinder weggenommen werden. Paul, der in der Kaufhalle Laura trifft, die aussieht wie Paula und doch nicht Paula ist, obschon in ihrem Namen nur ein Buchstabe falsch ist und einer an falscher Stelle steht. Die Geschichte von Laura und Paul und schliesslich Pauls Unfall.

Nie weiss man, wie sehr man dem Erzähler trauen kann. Seine Legende vom Glück ohne Ende verbindet subtil realistische, alltägliche mit beinah märchenhaften Elementen, ähnlich wie bei E.T.A. Hoffmann. Stück für Stück und chronologisch geordnet gibt er die Handlung Preis, würzt sie jedoch mit ständigen Andeutungen über bevorstehende Geschehnisse, sodass man das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen mag.

Brunnen

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In einem römischen Garten
Verborgen ist ein Bronne,
Behütet von dem harten
Geleucht‘ der Mittagssonne
Der Springquell plätschert und ergießt
Sich in der Marmorschale Grund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Rund;
Und diese gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich,
Und alles strömt und alles ruht.
Und alle bleiben reich,
Und alle Fluten leben
Und ruhen doch zugleich.

Conrad Ferdinand Meyer – Der römische Brunnen (Der schöne Brunnen, 6. Version, 1870)

Zürich

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Dienstag in Zürich. Die Früchte auf der Tür sind ein wichtiger Teil des Niederdorfs – endlich einmal hatte ich auch die Kamera dabei, um sie festzuhalten.

Flaschenvergleiche

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Mit der Lumix ende ich immer wieder beim Mehrfachbelichten. Derselbe Blickwinkel, verschiedene Bilder. Manchmal gelingen die Bilder mehr, mal weniger gut. Dunkle Flächen sind im „Grundfoto“ auf jeden Fall eine gute Basis, sonst ist dann das Endprodukt völlig überbelichtet.
 
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Toubkal

Auf 4167m ü. M. auf dem sommet du Toubkal, dem höchsten Berg Marokkos und des Hohen Atlas im Nordwesten Afrikas. Da er, obschon ziemlich steil, relativ leicht zu besteigen ist, tummeln sich hier zahlreiche Touristen.
 
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Dementsprechend war der Berg schon am frühen Morgen (wir gingen gegen vier Uhr los) von Lichterketten durchzogen… viele kleine Gruppen, die dort wanderten. Mit der einen lieferten wir uns sogar ein unfreiwilliges Wettrennen. Der Aufstieg auf den Toubkal in der Morgenfrische und vor allem der Sonnenaufgang waren wunderschön, ebenso die Sicht vom Gipfel, aber dennoch kam der Toubkal-Tag nicht an die vorangehenden heran. Dort waren wir die einzigen Touristen weit und breit gewesen und hier war jedes zweite Wort, das gesagt wurde, „hey mate!“.
 
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Beim Abstieg wurde uns die Steile des Berges bewusst. Wir nahmen einen andern Weg als beim Aufstieg. Der sei in den ersten zwanzig Minuten zwar unangenehm, aber danach weniger steil als der andere. Unangenehm war er wirklich, und steil blieb er die ganzen drei Stunden lang. In einer Schutthalde fanden wir Flugzeugteile einer Maschine, die vor vierzig Jahren dort abgestürzt war.
 
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Beim Réfuge du Toubkal ruhten wir uns zunächst aus, assen dann zu Mittag und diskutierten, ob wir heute schon oder – wie ursprünglich geplant – erst morgen nach Imlil hinuntersollten. Imlil war unser Start- und Endpunkt und wir entschieden, noch am Toubkal-Tag zu gehen, sodass unser Guide Hussein seine Familie früher wieder würde sehen können.
 
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Es stellte sich dann heraus, dass Hussein ohnehin noch bei uns bleiben musste. Aber am selben Tag noch nach Imlil zu gehen, war trotzdem eine gute Idee gewesen, denn am nächsten Morgen hatten wir solchen Muskelkater, dass wir drei Tage lang nicht mehr richtig gehen konnten. Die 1300 Höhenmeter nach Imlil wären damit keine Freude gewesen.
 
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